Warum gibt es die Früherkennungsuntersuchungen?
Früherkennungsuntersuchungen für Kinder dienen dazu, mögliche Krankheiten oder Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen. Das grundsätzliche Ziel dieser Untersuchungen für Kinder ist, dass das Kind von Anfang an die besten Chancen auf ein gesundes und gutes Leben hat.
Es gibt insgesamt zehn Früherkennungsuntersuchungen für Kinder. Sie heißen U1, U2, U3, … und so weiter, bis U9. Die erste Untersuchung, die U1, wird direkt nach der Geburt durchgeführt. Die letzte der Früherkennungsuntersuchungen, die U9, findet im Alter von 5 Jahren statt.
Diese Reihe von Untersuchungen innerhalb der vorgegebenen Altersspannen ist wichtig, damit der Arzt frühzeitig erkennen kann, ob das sich Kind gut und gesund entwickelt. Das Kind macht in diesen Zeiträumen wichtige Entwicklungsschritte. Der Arzt kann diese Entwicklung überprüfen und manche Krankheiten erkennen und gut behandeln. Außerdem kann das Kind bei den Untersuchungen geimpft werden.
U1: Die Neugeborenen-Erstuntersuchung gleich nach der Geburt
Was wird bei der U1 gemacht?
Die U1 wird gleich nach der Geburt durchgeführt. Das Neugeborene wird gewogen und gemessen und auf mögliche Fehlbildungen oder Verletzungen untersucht. Es erhält Vitamin-K-Tropfen zur Vorbeugung gefährlicher innerer Blutungen. Außerdem wird geprüft, ob alle lebenswichtigen Funktionen in Ordnung sind, wie zum Beispiel die Atmung und das Herz-Kreislauf-System.
U2: Die Neugeborenen-Basisuntersuchung zwischen dem 3. und 10. Lebenstag
Was wird bei der U2 gemacht?
Die U2 findet zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag statt. Wenn Mutter und Kind noch im Krankenhaus sind, macht ein Kinderarzt im Krankenhaus die U2. Wenn Mutter und Kind schon zu Hause sind, müssen sie zur Untersuchung zu einem Kinderarzt in die Praxis. Manche Ärzte kommen auch ins Haus. Bei der U2 wird das Kind gemessen und gewogen. Der Arzt untersucht die Funktion der Organe, der Knochen und Gelenke. Er testet die Reflexe des Neugeborenen: den Greif- und den Saug-Reflex. Falls die Blutentnahme zur Feststellung bestimmter Stoffwechselstörungen noch nicht gemacht wurde, wird diese jetzt durchgeführt. Diese Blutuntersuchung muss spätestens bis zum vollendeten dritten Lebenstag erfolgen. Außerdem erhält das Baby nochmals Vitamin-K-Tropfen, um gefährlichen Blutungen vorzubeugen.
Die Eltern werden gefragt, wie das Kind schläft und trinkt und ob die Verdauung funktioniert. Der Arzt informiert die Eltern auch über das Impfen und andere Behandlungen zur Vorbeugung von Krankheiten, etwa die Gabe von Vitamin D zur Vorbeugung von Rachitis – das ist eine Knochenerkrankung aufgrund einer Stoffwechselstörung – oder Fluorid zur Vorbeugung von Karies.
U3: Die Untersuchung in der 4. bis 5. Lebenswoche
Was wird bei der U3 gemacht?
Zwischen der vierten und fünften Lebenswoche findet die U3 statt. Dabei werden die Organe und die körperliche Entwicklung gründlich untersucht. Der Arzt prüft Größe und Gewicht des Kindes sowie das Hörvermögen und die Augenreaktion. Wenn die Untersuchung nicht bereits bei der U2 gemacht worden ist, werden die Hüftgelenke auf mögliche Fehlstellungen hin untersucht.
U4: Die Untersuchung im 3. bis 4. Lebensmonat
Was wird bei der U4 gemacht?
Die U4 findet zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat statt. Die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes steht dabei im Vordergrund. Der Kinderarzt überprüft die Bewegungsfähigkeit und das Reaktionsvermögen, die Greifreflexe, das Sehen und Hören, das Wachstum und fragt nach Ernährung und Verdauung. Er kontrolliert auch die Knochenlücke am Kopf des Kindes – sie heißt in der Fachsprache „Fontanelle“. Bei der U4 finden meistens die ersten Impfungen statt. Der Arzt informiert die Eltern über die Möglichkeiten und Risiken der Impfungen. Im Impfkalender steht, wann das Kind gegen welche Krankheit geimpft werden kann. Welche Impfungen das Kind bekommt entscheiden die Eltern nach einer Beratung mit dem Arzt.
U5: Die Untersuchung im 6. bis 7. Lebensmonat
Was wird bei der U5 gemacht?
Zwischen dem sechsten und siebten Lebensmonat folgt die U5. Der Arzt kontrolliert die körperliche Entwicklung: Kann sich das Kind alleine vom Rücken auf den Bauch drehen und mit den Händen abstützen? Greift es gezielt nach Gegenständen? Reagiert es auf Geräusche, Menschen oder Gegenstände in seiner Umgebung? Kann es den Kopf aufrecht halten? Der Arzt kontrolliert erneut die Sehfähigkeit und das Hörvermögen des Babys und ggf. die Zähne. Bei der U5 finden auch Impfungen statt.
U6: Die Untersuchung zwischen dem 10. und 12. Lebensmonat
Was wird bei der U6 gemacht?
Die U6 findet um den ersten Geburtstag herum statt. Der Kinderarzt kontrolliert die körperliche und sprachliche Entwicklung: Kann das Kind robben oder krabbeln, sich hochziehen, alleine stehen und vielleicht schon erste Schritte machen? Kann es mit gestreckten Beinen und geradem Rücken frei sitzen? Kann es schon Silben verdoppeln, also zum Beispiel „Mama“ oder „Papa“ sagen? Spielt es schon konzentriert mit interessanten Gegenständen und benutzt es die Finger, um Dinge zu ertasten? Kann es Gegenstände mit Daumen und Zeigefinger greifen? Auch die Entwicklung der Geschlechtsteile wird überprüft und wieder das Hören und Sehen getestet. Möglicherweise finden weitere Impfungen statt.
U7: Die Zwei-Jahres-Untersuchung zwischen dem 21. und 24. Lebensmonat
Was wird bei der U7 gemacht?
Um den zweiten Geburtstag herum soll das Kind zur U7. Der Kinderarzt überprüft neben Gewicht und Größe die Beweglichkeit des Kindes und seine geistige Entwicklung. Er untersucht, wie das Kind laufen, sich bücken, sich aufrichten, hören, sehen, sprechen und verstehen kann. Das Kind sollte einfache Aufforderungen verstehen, bekannte Gegenstände benennen und Sätze mit zwei Wörtern bilden können.
U7a: Untersuchung zwischen dem 34. und 36. Lebensmonat
Was wird bei der U7a gemacht?
Die U7a ist seit 2008 zu den Früherkennungsuntersuchungen dazu gekommen. Sie findet um den dritten Geburtstag herum statt. Unter anderem werden die Brust-, Bauch- und Geschlechtsorgane untersucht, die motorische Entwicklung kontrolliert, ebenso das Nervensystem und die Sinnesorgane. Bei der U7a wird ein Sehtest, ein Sprachverstehenstest und ein Hörtest gemacht. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, ob das Kind auf beiden Augen gleich gut sieht und ob nicht etwa eine Sehschwäche – zum Beispiel ein verstecktes Schielen – vorliegt.
U8: Die Untersuchung zwischen dem 46. und 48. Lebensmonat
Was wird bei der U8 gemacht?
Bei der U8 ist das Kind vier Jahre alt und wird nochmals von Kopf bis Fuß gründlich untersucht. Es wird getestet, wie beweglich das Kind ist und wie es spricht. Kann das Kind auf einem Bein stehen und hüpfen? Kann es auf einem geraden Strich laufen? Es werden wieder Hör-, Seh- und Sprachtests gemacht. Das Kind sollte ganze Sätze sprechen, Warum-Fragen stellen und Weil-Sätze bilden können. Auch die Fähigkeit des Kindes, Kontakte mit anderen Kindern und Erwachsenen zu knüpfen, die Selbständigkeit und was es gerne tut werden abgefragt.
U9: Die Untersuchung zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat
Was wird bei der U9 gemacht?
Die U9 findet statt, wenn das Kind 5 Jahre alt ist. Es werden Gewicht und Größe kontrolliert, der Urin untersucht und der Blutdruck gemessen. Hör- und Sehvermögen werden getestet und die Sprachentwicklung des Kindes überprüft. Spricht das Kind flüssig und mit Nebensätzen? Kann das Kind einfache Figuren wie einen Kreis oder ein Dreieck abmalen? Kann es mit der Schere eine Papierfigur ausschneiden? Der Arzt befasst sich auch mit dem sozialen Verhalten des Kindes: Seine Interessen, sein Verständnis für Zusammenhänge und Regeln und seine Fähigkeit, kleine Testaufgaben umzusetzen. Kann es sich beim Spielen und Basteln auf eine Sache konzentrieren? Macht es Rollenspiele? Außerdem fragt der Arzt nach auffälligem Verhalten: Ist das Kind aggressiv oder eher still? Macht es noch in die Hose oder ins Bett? Die U9 kann bei der Entscheidung helfen, ob das Kind schon in die Schule gehen sollte oder ob man lieber noch ein Jahr wartet, bis es weit genug entwickelt ist.