Die Geburt

Wann kommt mein Kind?

Nur vier Prozent aller Kinder werden am errechneten Termin geboren. Manche Kinder kommen früher, andere später. Man muss sich keine Sorgen machen, wenn das Kind am Geburtstermin noch nicht da ist. Ab dem errechneten Geburtstermin erfolgen die Untersuchungen in kürzeren Abständen (alle ein bis drei Tage), um zu sehen, ob es der Schwangeren und dem Kind gut geht.

Was muss ich bei einem vorzeitigen Blasensprung beachten?

Bei einem vorzeitigen Blasensprung platzt die Fruchtblase, bevor Wehen eingesetzt haben, und das Fruchtwasser tritt aus. Wenn Fruchtwasser im Schwall austritt bedeutet dies, dass sich das Köpfchen des Kindes noch nicht ins Becken gesenkt hat. Dann besteht die Gefahr eines Nabelschnurvorfalls, das heißt, dass das Kind mit seinem Kopf auf die Nabelschnur drücken kann. In diesem Fall darf die Schwangere nicht mehr gehen oder stehen und sie muss mit einem Krankentransport liegend ins Krankenhaus gebracht werden.

Da es keinen bundesweiten barrierefreien Notruf gibt, kann dies für gehörlose Frauen wirklich zum Problem werden. Gehörlose Frauen sollten deshalb für diesen Fall schon im Voraus die Faxnummer des Krankentransportes in ihrer Region erfragen und Hilfe über Freunde und Familie organisieren. Zu beachten ist noch, dass die Notrufnummer 112 verpflichtet ist, das nächstgelegene Krankenhaus anzufahren – also unter Umständen eines, in dem die Frau sich gar nicht zur Geburt angemeldet hat. Andere Krankentransportdienste dürfen die Frau ins Krankenhaus ihrer Wahl bringen.

Tritt bei einem vorzeitigen Blasensprung Fruchtwasser nur tröpfchenweise aus, besteht die Gefahr eines Nabelschnurvorfalls nicht. Die Frau darf dann stehen und gehen und sollte sich auf den Weg zu ihrem Entbindungsort machen. Es muss abgeklärt werden, wann der Blasensprung stattgefunden hat, denn die Geburt sollte nach einem Blasensprung zeitnah beginnen.

Bei den Vorsorgeuntersuchungen können Frauenarzt oder Hebamme untersuchen, ob sich das Köpfchen des Babys bereits ins Becken gesenkt hat und so eine Einschätzung geben, ob die Frau im Falle eines Blasensprungs liegend transportiert werden muss.

Was geschieht, wenn die Geburt künstlich eingeleitet werden muss?

Für eine Geburtseinleitung wird die Frau stationär in einer Klink aufgenommen: Dort bekommt sie Wehen auslösende Medikamente.
Die Gabe von Wehen fördernden Medikamenten kann bedeuten, dass die Geburt schon nach wenigen Stunden beginnt, es kann aber auch einige Tage dauern. In seltenen Fällen lässt sich der Geburtsbeginn nicht durch Medikamente auslösen.

Woran merke ich, dass die Geburt wirklich losgeht?

Oft wissen Schwangere kurz vor der Geburt nicht, ob das Zusammenziehen der Gebärmutter noch Übungs-Wehen sind oder schon richtige Geburts-Wehen. Übungs-Wehen kommen in unregelmäßigen Abständen, sind kurz und tun meistens nicht sehr weh. Durch ein warmes Bad kann die Schwangere herausfinden, welche Wehen es sind: Übungs-Wehen werden durch das warme Wasser meist schwächer oder hören wieder auf. Geburts-Wehen werden stärker und regelmäßiger.
Bei einem tatsächlichen Geburtsbeginn werden die Wehen regelmäßiger und kräftiger, sie dauern länger und die Pausen zwischen den Wehen werden kürzer. Bei Wehen, die länger als eine halbe Stunde regelmäßig alle sieben bis zehn Minuten oder häufiger kommen, die zwischen 30 und 60 Sekunden andauern und so kräftig sind, dass die Frau deutlich „mitatmen“ muss, sollte man die Beleghebamme informieren und ins Geburtshaus oder Krankenhaus fahren.

Wie läuft die Geburt ab?

Wenn die Schwangere mit Wehen ins Krankenhaus kommt, wird sie von einer Hebamme empfangen. Die Hebamme tastet die Lage des Kindes und untersucht, wie weit der Muttermund schon geöffnet ist. Mit dem Herzton-Wehen-Schreiber werden die Herztöne des Kindes und die Wehen der Mutter untersucht und aufgezeichnet. Besonders zu Beginn der Geburt kann zur Entspannung oder Wehenanregung evtl. ein Spaziergang, ein heißes Bad oder eine Massage gut tun. Die Hebamme wird mit der Frau gemeinsam herausfinden, was zu welchem Zeitpunkt zur Unterstützung getan werden kann.

Die Geburt dauert oft viele Stunden, insbesondere beim ersten Kind. In der „Eröffnungsphase“ drückt jede Wehe den Kopf des Kindes Richtung Muttermund, der sich dadurch immer mehr öffnet. Die Wehen werden immer stärker und die Abstände zwischen den Wehen kürzer.

Wenn der Muttermund vollständig geöffnet ist, schiebt sich das Baby mit dem Köpfchen ins Becken. Diese Phase kann bis zu zwei Stunden dauern, in denen die Wehen noch intensiver sind.

In der „Endphase“ schiebt sich das Kind durch die Kraft der Wehen auf die Welt. Selten kann es in diesem Moment notwendig sein, durch eine Saugglocke die Geburt des Kindes zu unterstützen.

Die letzte Phase der Geburt ist die „Nachgeburtsphase“, in welcher der Mutterkuchen (die Plazenta) geboren wird. Die Hebamme kontrolliert, ob die Plazenta vollständig geboren und die Blutung regelrecht ist.

Wie kann ich mit den Schmerzen umgehen?

Für viele Gebärende gibt es bei der Geburt Momente, wo sie glauben, an ihrer Grenze zu sein. Diese Empfindungen gehören zu einer Geburt dazu. Die begleitenden Geburtshelfer haben Erfahrungen und Möglichkeiten zur Erleichterung und Unterstützung. Diese können sein: entspannende Körperhaltungen, Atemtechniken, Massagen, Homöopathie, Akupunktur, entkrampfende Medikamente, starke Schmerzmittel bis hin zur Periduralanästhesie (PDA).
Bei der PDA werden Bauch, Becken und Beine lokal betäubt, indem ein Medikament in die äußere Schutzhülle des Rückenmarks gespritzt wird. Oft entspannt die PDA jedoch so sehr, dass die Wehen nachlassen und medikamentös unterstützt werden müssen.

Was passiert bei einem Kaiserschnitt?

Ein Kaiserschnitt ist eine große Operation mit allen damit verbundenen Risiken. Manchmal gibt es Gründe, die zu einer Entscheidung für einen geplanten Kaiserschnitt führen können, z.B. bei einer Plazenta praevia (das heißt, dass der Mutterkuchen vor dem inneren Muttermund liegt), Beckenendlage des Kindes (das heißt, dass das Kind im Mutterleib mit dem Kopf nach oben liegt), Erkrankungen der Mutter oder des Kindes, seelische Ursachen der Frau wie große Angst vor der Geburt oder den Schmerzen.
Ein geplanter Kaiserschnitt wird meist einige Tage vor dem errechneten Geburtstermin und in Spinalanästhesie (ähnlich der PDA) durchgeführt, so dass die Frau die Geburt ihres Kindes wach miterleben und der Partner dabei sein kann.

Manchmal kann auch während der bereits begonnenen Geburt ein Kaiserschnitt notwendig werden. Gründe dafür können sein, dass

  • das Kind mit seinen Herztönen zeigt, dass die Wehen es zu sehr anstrengen
  • sich der Muttermund nicht oder nicht ausreichend öffnet
  • das Kind nicht ins Becken rutscht oder
  • die Wehenkraft nicht ausreicht.

Wenn die Frau bereits eine PDA hat, ist es meist möglich, diese zu verstärken, so dass sie die Geburt trotzdem wach erleben kann. Selten ist ein Kaiserschnitt so eilig, dass er in Vollnarkose durchgeführt werden muss. Falls doch, wird das Baby nach dem Kaiserschnitt dem Vater (oder der Begleitperson) auf die Brust gelegt, damit das Neugeborene sofort Körperkontakt mit einer vertrauten Person hat, was für die Bindung sehr wichtig ist.

Was ist ein Dammriss?

Vor allem bei der ersten Geburt kann es sein, dass der Damm (das Gewebe zwischen Scheide und Darmausgang) einreißt. Selten kann es notwendig sein, dass die Hebamme einen Dammschnitt macht. Dammrisse oder ein Dammschnitt werden nach der Geburt unter örtlicher Betäubung genäht.

Was passiert nach der Geburt?

Direkt nach der Geburt wird beim Baby der sogenannte APGAR-Test gemacht: Dabei bewertet die Hebamme die Atmung, den Puls, die Muskelspannung, das Aussehen und die Reflexe des Neugeborenen. Anschließend wird das Baby der Mutter auf die Brust gelegt. Dieser erste Kontakt zwischen Mutter und Kind ist wichtig. Die Hebamme untersucht die Mutter auf Verletzungen, etwa Damm- oder Scheidenrisse. Diese werden gegebenenfalls genäht.

Der APGAR-Test wird nach fünf und nach zehn Minuten wiederholt. Außerdem wird das Baby gewogen und gemessen. Ein Arzt oder die Hebamme führt im Kreißsaal auch die erste „Früherkennungsuntersuchung“ (U1) durch. Dabei werden Herz und Lunge abgehört und es wird nach möglichen Fehlbildungen und Verletzungen geschaut. Die Eltern bekommen ein Merkblatt zum sogenannten Neugeborenen-Hörscreening. Sie können ihr Kind auf eine Hörstörung untersuchen lassen. Außerdem bekommt das Kind meistens ein für die Blutgerinnung wichtiges Vitamin (Vitamin K) in Form von Tropfen.

Die Mutter bleibt nach der Geburt mit ihrem neugeborenen Kind und dem Partner noch zwei Stunden im Kreißsaal. Die Familie wird so wenig wie möglich gestört. Dann kommen Mutter und Kind auf die Wochenstation oder sie können bei einer ambulanten Geburt nach vier Stunden nach Hause gehen.

Warum ist Stillen so gut?

Muttermilch ist für das Baby die beste und gesündeste Nahrung, die es kriegen kann: Muttermilch enthält besondere Abwehrstoffe und ist leicht verdaulich. Gestillte Kinder sind seltener krank und neigen seltener zu Übergewicht als nicht gestillte Kinder. Stillen ist auch gut für die Bindung zwischen Mutter und Kind. Damit Stillen gut klappt, sollte das Neugeborene schon im Kreißsaal an der Brust trinken. Stillen will gelernt werden, am Anfang gibt es Hilfe, Rat und Unterstützung in der Klinik oder von der Hebamme im Wochenbett.

Was macht die Wochenbetthebamme?

Jede Frau hat einen gesetzlichen Anspruch auf Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme bis acht Wochen nach der Geburt. Die Hebamme kommt zu der jungen Familie nach Hause und kontrolliert die Gesundheit der Mutter, die Dammnaht, die Gebärmutter und den Wochenfluss (das ist die Blutung nach der Geburt), die Nabelheilung, Gewichtszunahme und den Allgemeinzustand des Kindes. Sie gibt Tipps zum Stillen oder Füttern und zur Babypflege. Bei Bedarf können bis zum Ende der Stillzeit weitere persönliche Termine vereinbart werden.

Warum soll ich Rückbildungsgymnastik machen?

Während der Schwangerschaft und der Geburt wurde die Beckenbodenmuskulatur stark gedehnt. Nach der Geburt ist es wichtig, die Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur wieder zu kräftigen. Daher gibt es Rückbildungskurse, die man mit Baby oder ohne Baby besuchen kann. Der Kurs soll innerhalb von vier Monaten nach der Geburt anfangen. Wenn der Kurs bei einer Hebamme stattfindet, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten.

 

Alle Informationen und Empfehlungen sind als solche zu betrachten und ersetzen keinesfalls die Betreuung durch Hebamme oder Arzt. Insbesondere bei körperlichen Beschwerden, Unwohlsein, Unsicherheiten oder Fragen ist der Rat einer Fachperson einzuholen und sich dort ggf. ausführlichere Informationen zu holen als dies hier möglich ist.

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